Gerd Tersluisen im Gespräch mit der WAZ Dorsten - © Elschenbroich

Gerd Tersluisen im Gespräch mit der WAZ Dorsten – © Elschenbroich

Eigentlich ist es ganz einfach: „Klappe halten und Augen aufmachen. Dann sieht man, wie schön die Natur ist”, lacht Gerd Tersluisen (66). Seit anderthalb Jahrzehnten leitet der Waidmann Kinder durch die heimische Natur, besucht Schulen, organisiert Wanderungen. Und nun hat er sein Wissen, seine Erlebnisse mit Kindern und die Sehens- und Hörenswürdigkeiten der heimischen Natur aufgeschrieben in einem zauberhaften Buch: „Die Försterkinder aus dem Ruhrgebiet”, bestens geeignet auch zum Vorlesen.

Seit 1995 unterrichtet er ehrenamtlich Naturkunde an Gladbecker Schulen. Wandert mit Drittklässlern 15 Kilometer. „Das merken die gar nicht”, sagt er. Die Zeit, die der Diplom-Ingenieur als selbstständiger Statiker dafür aufbringt, „das sind meine Urlaubstage”. Und die sind leider begrenzt.

Ein lehrreiches, aber kein Lehrbuch
ZUR PERSON
Der Naturfreund will Begeisterung wecken
Gerd Tersluisen, geboren in Bottrop, aufgewachsen in Gladbeck, seit vier Jahren in Dorsten zu Hause, war ein Naturkind. „Ich bin morgens aufgestanden und war im Wald verschwunden. Keiner wusste, wo ich war. Das gab immer Ärger. Bis mein Vater gesagt hat, den bändigste sowieso nicht. Dann geh’ ich halt mit.” Vermutlich sieht so eine glückliche Kindheit aus.

Die Natur blieb sein Steckenpferd. Ein Leben lang. Jäger wurde Tersluisen, vor 50 Jahren schon. Ein Jäger allerdings, der lieber Fotos schießt, als Tiere (die meisten Bilder im Buch hat Tersluisen selbst gemacht – ganz traditionell auf Diafilm). Dem Naturschutz ein Anliegen blieb. Der seine Begeisterung weiter geben will für die tausend kleinen Dinge, die nur der entdeckt, der weiß, wie er im Wald ein guter Gast ist. Klappe halten und Augen auf eben. Und dann sind sie plötzlich da, die Rehe, Fasane, Frösche.

Einen Naturgeheimtipp in Dorsten für Dorstener hat Gerd Tersluisen natürlich auch: Der Hervester Bruch. Seit das Storchenpaar Werner und Luise dort brütet, ist die nasse Bergbausenke zwar mehr Zirkus als Zauberwelt. Aber einen Geheimtipp hat Tersluisen trotzdem: Einfach mal ganz früh hinfahren. Zum Sonnenaufgang. Dann sind die Tiere dort am quirligsten. „Dann erlebt man jubelnden Gesang”, sagt der Naturfan.“ Und dann stellt man fest: Es gibt Tiere dort, die man gar nicht sieht, sondern nur hört.” Und noch ein Rat: Bei der Tierbeobachtung immer darauf achten, dass der Wind von vorn kommt . . .

Um dennoch mehr Kinder (und nebenbei natürlich die Eltern) zu erreichen, für die Wunder der Region zu begeistern und für den Umweltschutz, hat Gerd Tersluisen nun sein Buch geschrieben. Ein lehrreiches, aber kein Lehrbuch. „Die Kinder merken gar nicht, dass sie etwas lernen”, sagt er. Es erzählt von drei Försterkindern und ihren Abenteuern. Lars, Lena und Max gibt es wirklich. Hier in unserer Gegend. Sie heißen nur anders. Und wo ihr Forsthaus steht, „das verrat’ ich nicht”, grinst der Autor verschmitzt.

Ihre Abenteuer spielen am Nordrand des Ruhrgebiets. In Reservaten, die jeder bequem erreichen kann. Die allemal einen Wochenendausflug lohnen (der nach der Lektüre der Försterkinder noch viel mehr Spaß macht). Auch Dorsten kommt darin vor, der Hervester Bruch, ein Besuch am Storchenhorst von Werner und Luise.

Die Geschichten sind teilweise wahr, teils ausgemalt, teils ausgedacht, auf jeden Fall aber spannend. „Ein paar Räuberpistolen sind auch dabei”, sagt Tersluisen. Leider auch diese: Ein Foto zeigt Sondermüllkanister, irgendwo illegal entsorgt.

Im Abenteuer bringen die Försterkinder den Umweltfrevler zur Strecke. Ein Ende, dass auch dem Autor Freude macht: „Ich möchte die Kinder begeistern, damit sie die Natur schützen.”

Die Försterkinder, gerade erschienen, sollen nur der erste Band sein. Tersluisen hat noch unzählige Geschichten auf Lager. Auch aus Dorsten. Vom Hervester Bruch. Von Blaukehlchen. Vom Eisvogel. Und von der Sumpfohreule. Ein ganz seltener Vogel. Gerd Tersluisen: „Ich bin der zweite Mensch in der Region, der überhaupt mal eine gesehen hat.”

Quelle: WAZ Dorsten – Ludger Böhne

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